Point Alpha 2014

Noch stark beeindruckt von dem Erlebten in Rasdorf, setze sich Jörg G. wenige Tage später an seinen Schreibtisch und schrieb das Gehörte nieder.

Liebe Ehemalige !

Unsere Jahresfahrt führte uns am 11. Oktober in die Rhön, genauer nach Rasdorf. Dorthin wo die ehemalige DDR am weitesten in den Westen hineinragte. Am vormaligen „Point Alpha“, einem Beobachtungsposten der US-Armee, standen sich über 40 Jahre lang Warschauer Pakt und NATO Auge in Auge gegenüber. Bis 1989 wurde ein Angriff von WP-Truppen durch das so genannte „Fulda-Gap“, eine Senke nördlich des Wasserkuppe-Massivs, jederzeit für möglich gehalten.

Als unser Bus gegen 11.00 Uhr an der Gedenkstätte „Haus auf der Grenze“ eintraf, lichtete sich der dichte Nebel und gab einen weiten Blick nach Thüringen hinein frei. Wir wanderten auf dem ehemaligen Kolonnenweg der DDR-Grenztruppen nach Süden.

Monumentale Skulpturen

Auf dem einstigen Todesstreifen entlang der Grenze entstanden 2009/10 vierzehn Skulpturengruppen als „Weg der Hoffnung“. Monumentale Skulpturen, die in Anlehnung an den biblischen Kreuzweg von Willkür, Leid und Hoffnung erzählen. Die beeindruckenden Kunstwerke aus Eisen und Stahl sollen an den gewaltlosen Widerstand gegen die kommunistischen Diktaturen in Mittel- und Osteuropa erinnern.

Am Ende erwartete uns ein kräftiges Picknick mit Wurst, Käse, Gurken sowie heißen und kalten Getränken. Hervorragend vorbereitet von Jenny Stilgebauer. Danach ging es zurück zum „Haus auf der Grenze“.

Von 14.30 bis 16.30 Uhr erfuhren wir eine hochinteressante Führung durch die Gedenkstätte. Mit authentischen Exponaten, Multimediainstallationen und Zeitzeugenberichten wurden uns das Grenzregime der DDR, das Leben der Bevölkerung im Sperrgebiet und die sich über Jahrzehnte verschärfende Situation an der innerdeutschen Grenze vor Augen geführt. Der sehr kompetenten Führerin, die über eine ost- wie westdeutsche Zeitzeugenschaft verfügte, gelang es, fesselnd das örtliche Geschehen darzustellen sowie die globale Dimension des Kalten Krieges deutlich zu machen.

Zum Schluss ging es hinüber ins ehemalige US-Camp, wo 70-100 GIs fernab und weltvergessen ihren Dienst für Frieden und Freiheit geleistet haben – über 40 Jahre lang, tagtäglich, rund um die Uhr. Wir (Westdeutschen) haben allen Grund, dankbar dafür zu sein. Um all das Gesehene und Gehörte zu verarbeiten, gab es noch einen Coffee in der US-Kantine.

Brauhaus WiesenmühleZum Abendessen fuhren wir nach Fulda, ins Brauhaus „Wiesenmühle“. Ein urig-rustikales Lokal mit selbstgebrautem Bier, goldgelb oder dunkel, naturtrüb, mit erhabenem Schaum. Die vielen Gasträume vollbesetzt, zum Glück hatten wir vom Bus aus Tisch und Speisen geordert. So dampften dann bald und gleichzeitig Schweinshaxen, Schnitzel, Schollenfilet und andere Deftigkeiten auf unseren Tellern. Auf dem Rückweg zum Bus erfreute das stimmungsvoll beleuchtete barocke Fulda mit dem Dom unsere Augen.

Nach einem erlebnisreichen, kulinarisch abgerundeten Tag waren wir gegen 22.00 Uhr zurück in Marburg. Schade, dass nur 16 Teilnehmer diesen Tag genossen haben, es war Platz für mehr vorhanden.

Ein Bericht von Jörg Grunwald.

 

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